Coaching
Wir bewerten das Bewerten!
Paradoxe Intervention aus der Welt der Kommunikation
Redaktion / 9/9/2022
Persönlichkeit
Gesundheit
Wenn ich mir diesen Satz genauer betrachte, dann ist er ziemlich paradox. Ich bewerte die Aussage eines Dritten, dass dieser eine Bewertung ausgesprochen hat. Ist das jetzt in Ordnung oder nicht? Steht mir oder jemand anderem zu, zu bewerten, ob der andere gerade bewertet hat?
Ich kenne ihn, insbesondere wenn ich in meiner Rolle als Trainer oder Berater unterwegs bin und quasi einen „Auftrag“ habe darauf zu achten, dass alle wertschätzend miteinander umgehen. Die Gruppe erstellt Regeln der Zusammenarbeit im Workshop, wie z.B.:
In meiner Rolle als Moderatorin sind die ersten beiden Punkte noch recht einfach zu steuern. Schaue ich mir die beiden anderen an wird es schon herausfordernder. Natürlich gibt es eine allgemeingültige Vorstellung davon, was gemeint ist, wenn man ähnlich kulturell geprägte Regeln anlegt, und sofern alle Beteiligten die gleichen oder ähnliche Regeln gelernt haben.
Jeder Mensch hat für sich eine klare Vorstellung was das für ihn bedeutet. Doch das kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Und dann gibt es da noch die Frage, wie sollte es an- bzw. ausgesprochen werden. Selbst wenn ich alle Regeln der Kommunikation beherrsche und auch anwende, kann es sein, dass eine Rückmeldung, die in bester Absicht ausgesprochen wurde, beim anderen als Bewertung ankommt. Insbesondere wenn das eigene Stresserleben am oberen Rand der Skala gelandet ist, egal ob auf Seiten des Empfängers oder des Senders. Und wenn ich aus dieser Situation heraus etwas sage, ist es dann nicht offen und ehrlich und wenn ich empfange, vielleicht nicht mehr respektvoll?
Wir entwickeln unser Bewertungssystem im frühesten Kindesalter mit dazugehörigen Handlungsautomatismen. In erster Linie, um unser Überleben zu sichern. Das ist auch der gute Grund dafür, weshalb wir mit dem Bewerten recht schnell am Start sind. Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zum Denken und kann einmal festgelegte Automatismen auch wieder verändern, sofern wir ein Ziel damit verfolgen, dass für uns attraktiver ist als das bisherige Ergebnis.
Und ob wir uns in einem Kontext befinden, in dem uns ein Mensch dazu auffordert, eine Rückmeldung zum erlebten Verhalten oder der Situation zu geben. Hier werden wir eingeladen eine Bewertung abzugeben. Wir können jedoch nur aus unserem eigenen subjektiven Erleben heraus Rückmeldung geben, und dabei legen wir unser eigenes Bewertungssystem als Orientierung an. Es ist mit Sicherheit hilfreich, wenn meine innere Haltung
sendet, dann kann der Empfänger die Rückmeldung wahrscheinlich besser annehmen und für sich selbst entscheiden, ob die Rückmeldung oder eine Handlungsempfehlung für ihn stimmig und umsetzbar ist. Und dennoch ist und bleibt es eine Bewertung aus der subjektiven Sicht des Senders.
Mein Fazit: Bewerten ist „normal“ und kann mir und anderen helfen, mehr Orientierung zu finden und daraus attraktivere Zielbilder zu entwickeln – abwerten führt nirgendwo hin und verletzt mich selbst und andere 😉
Bettina Hoffmann
Systemische Beraterin und Coach
Unsere neusten Artikel
Einblicke
Mach Limonade draus
Wir sind zu dem Schluss gekommen: Etwas Neues muss her. Ein frischer Wind, um unsere Segel neu zu setzen: "Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach Limonade draus!"
Redaktion / 1/17/2022
Einblicke
"Love it, change it or leave it... or suffer forever."
Unsere Geschäftsführerin Ute Waidelich stellt sich vor!
Redaktion / 1/17/2022
Wir verwenden ausschließlich technisch notwendige Cookies, um den Betrieb der Webseiten sicherstellen zu können. Weitere Informationen finden Sie in unseren Impressum und in unseren Datenschutzbestimmungen.