Einblicke

Ich bin eine Unternehmerin

Ich leite eine GmbH, habe sie mitgegründet und bin alleinige Anteilseignerin. Lösen diese Attribute bei mir irgendwelche Resonanzen aus?

Redaktion / 1/16/2024

Persönlichkeit

Führung

Nein, keine einzige.

Also schaue ich nach, wie „der Unternehmer“ eigentlich definiert wird und stoße auf diverse Erläuterungen, alle jeweils geprägt von der Schule, aus der sie stammen. Meine Langeweile steigt, als ich die volkswirtschaftliche, die betriebswirtschaftliche, die rechtliche Perspektive lese. Mittlerweile denke ich, dass ich gar nichts dazu schreiben kann.

Aber halt – bin ich nicht seit über 25 Jahren selbständig unterwegs? Habe ich nicht seit genauso vielen Jahren meine Autonomie geliebt? Und kann ich mir überhaupt was anderes vorstellen? Nein, eindeutig nein.

Also was macht für mich das Unternehmertum aus?

Meine Entscheidungsfreiheit, meine Verantwortung und volle Risikoübernahme für das, was ich tue, mit wem ich es tue, wie ich es tue. Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass mit anderen etwas „unternehmen“, bedeutet…

…eine wertige Dienstleistung am Markt zu etablieren, …sich immer weiterzuentwickeln, …auf den Aufs und Abs des Marktes, der Konjunktur erfolgreich zu surfen, …immer wieder innovativ zu sein und gleichzeitig an Kernwerten des Handelns festzuhalten.

Das gibt mir Energie.

Aber auch, oder gerade es nicht alleine zu tun, sondern andere Menschen für diese Art von Arbeit und eigene Weiterentwicklung begeistern zu können - auch das motiviert mich und gibt mir Energie.

In unserem kleinen Unternehmen immer wieder prototypisch das zu praktizieren, was wir anderen „verschreiben“, lässt mich neue Erfahrungen machen, mich immer wieder in Frage stellen und manchmal auch verzweifeln. Nicht zu vergessen die Begeisterung für Neues, wenn es dann funktioniert, wenn wir dadurch einen Mehrwert für uns und für andere stiften können.

Und eine andere Sache ist mir wichtig:

In unserem Beratungsumfeld ist die Frage, wofür wir Verantwortung haben und welche uns gegeben wird, welche uns auch (irrigerweise) zugeschrieben wird, keinesfalls banal und muss immer wieder neu „ausgehandelt“ werden. Nicht so was meine Rolle angeht: Hier muss ich (rechtlich wie moralisch) die Verantwortung übernehmen, kann sie keinem anderen zuschreiben. Oder muss immer wieder überlegen, ob ich die Verantwortung nicht besser anders verteile, das Unternehmerische in meiner Organisation fördere, indem jeder sich als Unternehmerin im Unternehmen versteht, so dass aus einem plakativen Spruch eine echte Identifikationsfläche wird. Die gestalterische Frage will also geklärt werden:

Wie kann Unternehmertum jeden dazu bringen, sein Potential voll auszuschöpfen, obwohl die formale Verantwortung und das finanzielle Risiko weiterhin bei mir bleibt?

Und schon weiß ich wieder, warum ich so gerne Unternehmerin bin: Bestimmte Fragen muss man sich immer wieder stellen – manche Fragen tauchen ganz neu auf.

Eins ist sicher:

Langweilig wird es nie - und schon geht es mir mit der Rolle wieder gut 😊

Ute Waidelich

Geschäftsführung der develoop GmbH

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