Einblicke
Familie vs. Karriere?
Ich stehe vor dem Spiegel, die Sporttasche liegt bereit. Ich sollte los, eine Stunde Bewegung tut mir gut. Aber ich gehe nicht.
Redaktion / 2/13/2025
Persönlichkeit
Gesundheit
Stattdessen bleibt die Tasche stehen, während sich in meinem Kopf ein anderer Gedanke festsetzt:
Den ganzen Tag arbeiten, Termine, Meetings – das war doch meine Zeit für mich. Oder nicht?
Ich rechne meine Arbeitszeit als Me-Time. Weil es in meinem Bild der perfekten Mutter, Partnerin und Vollzeitberufstätigen keinen Raum für zusätzliche Zeit nur für mich gibt. Mein innerer Anspruch ist klar: Ich will alles unter einen Hut bringen. Ich will es gut machen. Aber für wen eigentlich? Und vor allem: Nach wessen Regeln spiele ich hier?
Manche sind laut und offensichtlich – wie die mitleidigen Blicke, wenn ich erzähle, dass ich beruflich reise und mein Kind dann nicht sehe und mein armer Mann dann alles machen muss (gab es wirklich schon mal als Kommentar!). Andere wirken leise im Hintergrund als unsichtbare Richtlinien, nach denen wir unser eigenes Leben bemessen. Ich habe mir selbst eine Messlatte gesetzt, die mir kaum Luft zum Atmen lässt.
Aber wenn ich mich in Schubladen stecke oder in welche gesteckt werde, warum überlasse ich es denn anderen, den Schrank zu füllen? Warum stelle ich mir nicht selbst die Frage: Welche Rolle möchte ich spielen? Welche Maßstäbe sind wirklich meine?
Diese Erkenntnis kam nicht über Nacht. Und sie bedeutet nicht, dass ich jetzt alles perfekt ausbalanciert habe. Aber sie war ein Wendepunkt. Ein Moment, in dem ich begann, meine eigenen Regeln zu schreiben.
Ich habe begonnen, sie nach und nach zu formulieren. Zum Beispiel: Meine Zeit ist nicht automatisch verhandelbar. Me-Time ist kein Luxus, sondern ein notwendiger Bestandteil meines Lebens. Welche Werte und Prioritäten machen mich zu einer guten Mutter und Partnerin – nach meinen eigenen Maßstäben? Wirklich da sein, wissen, wie es meinem Kind und meinem Partner geht, Quality Time haben, in Verbindung sein, Ansprechpartnerin sein – das ist meine Definition. Familie als Team, in dem man sich die Aufgaben nach Ressourcen und Kapazitäten aufteilt, in dem verhandelt wird, wessen Karriere gerade Vorrang hat und wer mehr Care-Arbeit übernimmt.
Und natürlich einen emanzipierten, feministischen Partner, für den ich sehr dankbar bin. Diese Vereinbarungen müssen immer wieder angepasst und überprüft werden – sind sie noch stimmig?
Und ich habe mir erlaubt zu sagen: Ich arbeite gerne. Ich definiere mich über das, was ich tue, finde es sinnstiftend und muss nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden – beides darf nebeneinander bestehen.
Ich stelle mir oft die Frage: Ist das wirklich notwendig? Besteht eine echte Not, das jetzt zu tun? Und oft merke ich: Nein, natürlich nicht. Es ist nicht entscheidend, ob der Wäscheständer einen Tag länger steht oder die E-Mail erst morgen beantwortet wird. Diese bewusste Priorisierung – was ist wirklich wesentlich? – schenkt mir Zeit für mich, meine Familie und meine Partnerschaft.
Diana Hoffmann
Produktmanagerin digitale Formate, Trainerin, systemische Beraterin und Coach
Unsere neusten Artikel
Einblicke
Mach Limonade draus
Wir sind zu dem Schluss gekommen: Etwas Neues muss her. Ein frischer Wind, um unsere Segel neu zu setzen: "Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach Limonade draus!"
Redaktion / 1/17/2022
Einblicke
"Love it, change it or leave it... or suffer forever."
Unsere Geschäftsführerin Ute Waidelich stellt sich vor!
Redaktion / 1/17/2022
Wir verwenden ausschließlich technisch notwendige Cookies, um den Betrieb der Webseiten sicherstellen zu können. Weitere Informationen finden Sie in unseren Impressum und in unseren Datenschutzbestimmungen.