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Warum introvertiert zu sein keine Schande ist
Liebe Drinnies, ihr seid gut so wie ihr seid!
Redaktion / 2/13/2025
Persönlichkeit
Diversität
Gesundheit
Wir leben glücklicherweise in einer Zeit, in welcher die psychische Gesundheit eine Welle der Aufmerksamkeit und Entstigmatisierung erfährt. Mental Health wird großgeschrieben, man gilt nicht mehr als „verrückt“, wenn man unter Depressionen leidet, und es werden immer mehr Strukturen geschaffen, die Neurodivergenzen berücksichtigen, wie zum Beispiel durch die Individualisierung des Arbeitsplatzes und der Arbeitszeit.
Ein Modell, welches sich seit den 1930er Jahren hält und dessen Annahmen vielfach empirisch belegt werden konnten, ist das Big Five-Modell. Demnach gibt es fünf Hauptdimensionen, anhand welcher die Persönlichkeit eingeordnet werden kann, von denen eine die Extraversion (ja, das heißt wirklich so) ist. Der Gegenpol ist die Introversion – beide Konstrukte beschreiben die Energiequellen, aus denen Menschen schöpfen.
Lange hielt sich die Annahme, man könne nur entweder oder sein, also nur extravertiert oder nur introvertiert. Mittlerweile liegt aber viel näher, dass jede*r von uns beide Temperamente in sich trägt: Eine Person kann demnach durchaus extravertierte und introvertierte Anteile haben.
Das räumt auch gleich mit dem Gerücht auf, das Eine sei besser als das Andere. Beide Energien haben ihre Daseinsberechtigung. Schwierig wird es vielleicht nur dann, wenn ich als introvertierte Person einen Beruf ausüben möchte, der Extraversion zumindest ein Stück weit voraussetzt.
Also als jemand, die gerne allein ist, am besten zuhause, und die sozialen Kontakt nur sehr wohl dosiert verträgt. An dieser Stelle möchte ich den Autor*innen Giulia Becker und Chris Sommer für ihren Podcast danken, in welchem ich mich wöchentlich manchmal gesehen, manchmal ertappt fühle.
Dass ich der “bloß nicht telefonieren“-Generation angehöre, spielt mir als Drinnie in die Karten. Die Rolle als Trainerin hat für mich also (zumindest am Anfang) eine echte Herausforderung dargestellt. Wenn ich zwölf erwartungsvollen Teilnehmenden gegenüberstehe, kann ich mich schlecht zurückziehen. Da steh ich im Mittelpunkt, muss ansprechbar sein – und auch ein bisschen die Führung übernehmen. Eigentlich ein Horror für jeden Drinnie!
Das stimmt zwar. Trotzdem kann ich mir durchaus Verhaltens- und Denkweisen einer extravertierten Person (den sogenannten Draußies) aneignen oder zumindest für die Zeit, in der ich in der Trainerinnenrolle bin, meine extravertierten Anteile anknipsen. Dazu bereite ich mich schon einen Tag vorher mental vor, gehe frühzeitig ins Bett und erscheine vor den Teilnehmenden am Seminarort, um ungestört alles Nötige für den Tag einzurichten.
Dann darf die Stand-up Comedian in mir die Bühne übernehmen, die mit Humor (und natürlich Kompetenz) Nahbarkeit und eine lockere Lernatmosphäre herstellt. Gleichzeitig bin ich empathisch für meine Teilnehmenden da und begleite sie durch etwaige Herausforderungen des Arbeitsalltags. Ich schaffe also eine gute Balance zwischen meinen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, indem sie sich abwechseln dürfen.
Was mich dabei von tendenziell Extravertierten unterscheidet ist, dass ich nach einem solchen Tag nach Hause gehe und meine sozialen Batterien erst einmal wieder aufladen muss, und mich nicht gleich im Anschluss mit Freund*innen treffen oder sonstige private Events besuchen will.
Eine Drinnie-Trainerin zu sein bedeutet auch, den Teilnehmenden Raum zu lassen, um sich einzubringen, und nur so viel Struktur vorzugeben, wie nötig. Ich spüre, wenn es unausgesprochene Irritationen gibt, und lasse die Teilnehmenden das Seminar nach ihren Bedürfnissen mitsteuern.
Vielleicht wende ich mehr Energie für meine Rolle auf als Extravertierte und brauche mehr Erholungsphasen mit mir selbst. Trotzdem kann ich als Drinnie gut in einer Draußie-Rolle unterwegs sein – wenn ich bereit bin, meine Persönlichkeitsanteile flexibel einzusetzen.
Maria-Elena Zavrakidou
Juniortrainerin, systemische Beraterin und Coach, Projektassistenz
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